In den Gassen der Medina.

„Brauchst Du einen Guide? Komm, ich zeig Dir die Medina….“ Mit diesem Satz trifft Ali ins Schwarze. Überwältigt von den vielfältigen Eindrücken und sicherlich mit den staunenden Blicken der Westeuropäer schlendern wir gemächlich durch die Medina von Tunis. Wir sehen überladene Touristenläden in denen es nur so funkelt von hochglänzenden Schalen, Krügen, Vasen etc., Teppichhändler mit Teppichbergen bis unter die Ladendecke, duftende Gewürzstände, Berge von bunten, bestickten Damenschuhen, mobile Zigarettenläden. Wir sehen Handwerker der verschiedensten Gewerke in dunklen Werkstätten, Elektrokabel die den Eindruck vermitteln zu jeder Sekunde in die Gasse zu stürzen, typisch orientalisch anmutende, und verlockend duftende Parfumläden, Wasserpfeife rauchende Männer, schnell vorbeihuschende, meist einkaufende Frauen – und Ali sieht uns – und ist sofort in Aktion.

Wir möchten zur Moschee und fragen nach dem Weg in dem Gassengewirr. „Kommt – ich zeige Euch die große Moschee“ meint er zuvorkommend und äußerst höflich in ganz passablem Deutsch mit französischem Akzent. „Heute ist ein besonderer Tag, das Fernsehen ist hier und dreht in der Moschee – deshalb ist dort heute nicht für Besucher geöffnet. Aber ich weiß einen Dachgarten in einem Teppichgeschäft, von wo man die Moschee, den Innenhof und vielleicht die Fernsehteams sehen kann – und auch die Dächer von Tunis. Ihr müßt auch nichts kaufen. Kommt einfach mit – es ist nicht weit.“

Zögernd, aber letztendlich kommen wir gerne mit – und bald sind wir da. In dem Teppichladen! Freundliche Begrüßung, die kurze Info, dass wir nur schauen und nicht kaufen wollen wird sofort akzeptiert und Ali führt uns auf das flache Dach, das als Dachterrasse fungiert.

Wie versprochen haben wir einen wunderbareren Blick auf die Moschee, den Innenhof und sehen auch diverse Fernsehkameras. Der Blick von hier oben ist wunderschön und höchst interessant, denn es bieten sich viele private Einsichten und der Blick ist rundum sehenswert.

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Dezent zeigt uns unser Schlepper beim hinausgehen noch ein Haremsbett das hier im Teppichladen steht und erzählt kurz seine wechselvolle Geschichte, zeigt uns einige wunderschöne Bodenteppiche, diverse sonstige Wohntextilien – und hält uns den Verkäufer vom Hals.

Wieder in der Gasse angekommen meint er „Mein Papa hat auch einen Laden – den möchte ich Euch auch noch gerne zeigen…“ Bei soviel Fürsorge und Freundlichkeit gehen wir gerne mit… und sind auch nach kurzer Zeit am Laden. Düfte werden hier verkauft und es riecht auch schon zur offenen Ladentüre heraus nach Sandelholz und Jasmin, nach Orange und einfach nach tausendundeiner Nacht. Flacons, befüllt mit den diversen bunten, köstlich riechenden Flüssigkeiten des Orients stehen verführerisch in den Regalen. Unterschiedliche Größen und Formen der Parfumfläschchen bieten einen abwechslungsreichen Anblick.

Kaum eingetreten in dem kleinen Raum tauchen auch schon einige Männer auf, wir werden überaus freundlich begrüßt dürfen uns, sofern wir möchten auf die Bänke an der Wand setzen – und werden sofort eingeschlossen, denn Ali hat galant die Hand an der Ladentür um sie uns aufzuhalten – und verschließt sie sofort nach unserem Eintritt. Irritiert blicken wir uns an und das Gefühl wird zunehmend mulmig, mitten in der Medina von Tunis. Die Männer möchten jedoch nichts von unserer Irritation bemerken bieten uns freudestrahlend Tee an – und natürlich selbstgemachtes Parfum. Viele Flacons werden herbei geschleppt, wir dürfen riechen und schnuppern, aus den typischen orientalischen Teegläsern echten Minztee schlürfen und sollen eines der Duftwässer kaufen – das jedoch wollen wir nicht. Aber die Teegläser haben es uns angetan. Wir suchen drei der wunderschönen Gläser aus. Intensive Farbflächen werden von goldenen Ornamente, die ins Glas gebrannt oder zisiliert wurden eingerahmt. Sie sind sicherlich zu schade für den täglichen Gebrauch zu Hause – aber ein wunderschönes Wohnaccesoir denken wir – und lassen die Gläser, die wir im Laden ausgesucht haben „Gut einpacken, damit sie nicht kaputt gehen….“ wie Ali meint – immer noch die Hand an der Türklinke der verschlossenen Ladentür. Dazu muß von den Männern Papier aus dem Untergeschoß geholt werden… Flott geht alles vonstatten, die Unterhaltung ist weiterhin lebhaft – und nach dem bezahlen der Teegläser sind diese auch schon verpackt und wir abmarschbereit. Galant öffnet uns Ali die Tür und alle verabschieden sich von uns genauso höflich wie wir empfangen wurden. Unser Schlepper begleitet uns in dem Gassengewirr der Medina noch um ein paar Ecken und führt uns wieder in die Region der häufiger von Touristen benutzten Gassen, für uns Mitteleuropäer aber immer noch absolut fremdartig und faszinierend. In einem Straßenkaffee außerhalb der Medina machen wir Pause – resümieren über unser Erlebnis und trinken nocheinmal Tee – serviert in den kleinen, typisch landesüblichen Teegläsern, und freuen uns über unseren Kauf.

Die unvollendeten Teegläser

Dank der Guten Verpackung haben es die kleinen Andenken unversehrt nach Deutschland geschafft. Zuhause werden sie ausgepackt und selbstverständlich gespült. Das Erstaunen dabei ist groß denn: wir haben wohl Gläser im „Rohzustand“ mit nach Hause gebracht, denn unter dem fliesenden Wasser löst sich die Farbe – die Gläser sind nur bemalt, noch nicht gebrannt. Selbstverständlich kommt uns sofort die Verpackungssituation im Laden „von Papa“ in der Medina von Tunis in den Sinn – soviel Aufwand für die Verpackung der kleinen Gläser… Aber das ist zweitrangig, die Eindrücke in der Medina von Tunis mit ihren Düften, Geschäften, den Händlern und Handwerkern, dem schwer überblickbaren Gassengewirr, der fremden Lebensweise und der bedingungslosen Freundlichkeit der Menschen und der Satz „Brauchst Du einen Guide? Komm ich zeig Dir die Medina…“ waren ein absolut positives und interessantes Erlebnis. Die Gläser haben einen Ehrenplatz im Regal, Tee wird selbstverständlich nicht aus ihnen getrunken…

(skb)

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