„Sind die wirklich alle von Ihnen selbst im See gefangen?“. Dies fragt ungläubig und mit einem gewissen Staunen ein Kunde bei dem Anblick der verführerisch duftenden Bodensee-Felchen, Heike Winder lacht und bestätigt. Sie übt mit viel Liebe und Elan ein Jahrtausende altes Handwerk aus und ist eine von 6 Fischerinnen am gesamten Bodensee.

Heike Winder wurde mit der Fischerei groß, denn schon Großvater und Vater fischten im Bodensee. Und so geht es auch für sie und Ihren Mann von Dienstag bis Freitag frühmorgens auf den See. Das Paar holt die am Abend zuvor ausgelegten Netze ein.

Felchen sind Freischwimmer und so muss weit auf den See hinausgefahren werden. Bei Wind und Regen ebenso wie an einem schönen klaren Morgen. Die Netze haben eine etwa 4 cm große Schenkellänge, somit schwimmen die kleinen Fische einfach hindurch – ein wichtiger Beitrag zur gesunden Entwicklung des Fischbestands im See. Auch hier zeigt sich unsere sich verändernde Welt: seit 2015 ist ein enormer Rückgang des Ertrags zu verzeichnen. Ist jedoch ein guter Fang im Netz der Fischerin vom Bodensee werden bereits auf der Rückfahrt die Fische ausgenommen um dann an Land weiterverarbeitet zu werden.

Ein Teil geht an die ortsansässigen Gastronomen. Ein weiterer Teil wird als Filet zum Grillen oder braten angeboten. Ein anderer Teil des Fangs wird einmal in der Woche zur besonderen Bodenseedelikatesse weiterverarbeitet, zu den über Buchenholz geräucherten Bodenseefelchen. Direkt zuhause legt die Fischerin vom Bodensee den Fang vom Morgen 4-5 Stunden in Salz ein. Dann räuchert Heike Winder den Fang im historischen Ofen. Dies ist die sogenannte Trockensalzmethode. Danach wird jeder Fisch einzeln ausgewaschen und auf einen Hacken gesetzt. Nun kommen die Fische auf einer Stange in den bereits Anfang des letzten Jahrhunderts auf der Reichenau gebauten historischen Räucherofen. Mit Buchenholz befeuert räuchern die Felchen nun circa 3-3,5 Stunden.

Am Ende des Räucher-Vorgangs weht ein köstlicher Duft nach frisch geräuchertem Fisch über das direkt am See gelegene Anwesen. Sind die Felchen abgekühlt, können sie direkt von der Fischerin vom Bodensee verkauft werden. Und manchmal antwortet sie auf die ungläubige Frage „Sind die wirklich alle von Ihnen selbst im See gefangen worden“ mit einem Schmunzeln und einem „Aber selbstverständlich“ – und wünscht „Guten Appetit“.