„Das hier ist unser Seehund. Den lieben alle Kinder, und man darf ihn auch anfassen und er leuchtet sogar…..“ so der O-Ton von Ines – unserer jungen Höhlenführerin.
Die Charlottenhöhle in Gingen, im Stadtteil Hürben, gilt mit 532 m Länge und ihrem Tropfsteininventar als eine der schönsten Höhlen in Süddeutschland. Am Fuße der Ostalb, im Hürbetal im Landkreis Heidenheim gelegen, ist sie ein ideales Ausflugsziel.
Immer eine gleichmäßige Temperatur
Die Höhle wurde 1893 entdeckt. Sie bietet auf ihrer gesamten Länge einen schlauchartigen Gang, der von ca. 10 hohen Hallen unterbrochen wird. Die Besucher am Sonntagnachmittag, die vor dem Eingangstor auf den Einlass warten, sind alle gespannt die Wunderwelt unter der Erde im weißen Jura-Gestein zu erleben.
Eingebettet in die karge Schönheit der Ostalb bietet die Höhle auch für Kinder beeindruckende Erlebnisse. Die Tropfsteine, Stalagmiten oder Stalagtiten genannt, werden seit 2011 mit LED-Lampen beleuchtet. Geheimnisvoll mutet der Gang unter der Erde an. Man sollte gut zu Fuß und auch warm bekleidet sein, denn in der Höhle herrschen ganzjährig ca 8-9 Grad Celsius.
Das Hundsloch
Relativ rasch nach dem Betreten der Höhle empfängt der Berggeist – ein ca 2m hoher und 2m im Umfang großer Tropfstein – seine Besucher in der Siehlerhalle – genannt nach dem Erstforscher, einem Oberförster. In diesem Bereich befindet sich auch die einzige Höhlenöffnung, das sogenannte Hundsloch. Weiter geht die unterirdische Wanderung dann durch einen Trockengang, in den Paulinendom. In der Elfenbeinkammer muten die Tropfsteine wie ein kleines Schlösschen an. Türme und Zinnen sind zu erkennen und die Fantasie von Jung und Alt wird beflügelt.
Durch die immer wiederkehrenden engen Gänge und auch sehr niedrigen Durchgänge stellt sich richtiges Höhlenempfinden ein: dunkel, kühl, eng.
Nach Objekten benannt
Und so mancher Besucher witzelt über die vereinzelt roten Markierungen an den niedrigen Durchgängen: “Hat hier jemand den Kopf nicht eingezogen?“, denn an so mancher Stelle ist dies absolut ratsam, was das Höhlenempfinden noch verstärkt. Durch das Licht und die wunderschönen Tropfsteinformen, die meistens aufgrund ihrer Ähnlichkeit nach Objekten benannt wurden, ist die Höhle äußerst interessant, hochspannend und absolut nicht beengend. Bei der Kanzel mit Redner, einem Stalagmiten der bis zur Höhlendecke gewachsen ist, entdecken Groß und Klein Kronleuchter, Weihwasserbecken und sogar einen kleinen Pudel, der durch Taschenlampen angeleuchtet, gut erkennbar das tief in der Erde gewachsene Arrangement bewacht.
Durch den einzigen künstliche Durchbruch in der nach der Württembergischen Königin Charlotte benannten Höhle gelangt die kleine Gruppe in die Schatzkammer.
Die sich darin befindliche circa drei Meter hohe Tropfsteinwand ist in Jahrtausenden gewachsen und mutet wie ein gefrorener Wasseerfall an. Beim hohen Kamin ist in ca. 14 Meter Höhe ein waagrechter Gang von etwa 50 Metern Länge, der bei der Führung dann jedoch doch nicht begehbar und auch nicht einsehbar ist. Hier befindet sich auch ein Seismograf der Erdbeben-Messstation Freiburg. Leichtes Raunen geht durch die kleine Gästeschaar, als das Zwergenreich, das auch Kristallgrotte genannt wird, erreicht wird. Kleine Zwergchen umstellen eine große Wasserpfütze und regen die Fantasie nicht nur der kleinen Besucher an.
Tropfen für Tropfen gewachsen
Durch das Zyklopengewölbe führt die Wanderung in die Rettichgrube. Tausende Tropfsteine zeigen sich in Form von Rettichen, Rüben und Blumenkohl an der Decke. Dies sieht man sonst in keiner anderen Schauhöhle Deutschlands. Auch der Seehund wohnt hier. Ein Stalagmit der in Jahrtausenden hier Tropfen für Tropfen aus der Erde „gewachsen“ ist. Er sitzt mitten im Zyklopengewölbe im Rettichchgang und sieht einem Seehund verblüffend ähnelt. Auch der schiefe Turm von Pisa, sowie die Milchstraße sind in der Charlottenhöhle in Hürben im Hürbetal zu bestaunen. Ganz hinten, im sogenannten Wilhelmsportal, entdeckt der aufmerksame Gast dann noch alsolute Besonderheiten. Menschen die die Charlottenhöhle besuchten, haben sich hier an den Wänden verewigt.
Signaturen bereits im Jahr 1893
„Wo sonst als ganz hinten signiert man einen Höhlengang“, so die Meinung eines Besuchers. Und tatsächlich tragen die Höhlenwände viele Aufschriften. Teilweise weit über hundert Jahre alt und bereits von einer leichten Tropfsteinschicht weichgezeichnet, lassen sich Signaturen von 1893 bis in die 80er Jahre des vergangenen Jahrunderts lesen.
Und so wie die schriftlichen Signaturen der Neuen Zeit an der Wand lassen sich auch weitere Stellen in der Höhle lesen, der Bärenschliff zum Beispiel. Dies sind Stellen, an denen Bären vor Jahrtausenden ihr Fell von Ungeziefer und Schmutz gesäubert haben. Sie sind noch immer gut zu erkennen und als Bärenschliff zu lesen. Die absolut glatten Stellen dürfen, genauso wie der Seehund übrigens auch, angefasst werden. Kinder und auch Erwachsene nehmen dies sehr gerne wahr. Die Fingerspitzen fühlen eine absolut glatte Oberfläche, leicht feucht, glitschig und weich, wahrscheinlich ähnlich wie das Fell eines Seehundes, und das ca 25 Meter unter der Erdoberfläche am Fuße der rauhen Alb im Hürbetal. (skb)